Der Eizelhandel brummt

+++++ Wirtschaft: Der Einzelhandel wuchs 2020 um mehr als 5 %. Foto: Peter Gaß.
+++++ Wirtschaft: Der Einzelhandel wuchs 2020 um mehr als 5 %. Foto: Peter Gaß.

frg/destatis. WIESBADEN. – Täglich ist zu lesen und zu hören, wie schlecht es dem Einzelhandel geht. Bei allen Neujahrsempfängen ist dies ein Thema, ebenso bei den Wahlkampfveranstaltungen. Wenn man ein Geschäft besucht, stellt man fest: Große Menschenmengen gehen ihrer Kauflust nach. Dicht gedrängt schieben sie sich durch die vollgestellten engen Gänge. Lange Schlangen an den Kassen, da viel zu wenig Kassen geöffnet sind. Das Einhalten von Mindestabstand ist unmöglich. Ist dies ein subjektives Empfinden? Eine Momentaufnahme? Wer könnte objektive Zahlen liefern? Das Statistische Bundesamt hat bereits Anfang Januar 2021 vorläufige Zahlen veröffentlicht. Danach hat der deutsche Einzelhandel im Jahr 2020 nominal (nicht preisbereinigt) zwischen 5,1 Prozent und 5,5 Prozent mehr umgesetzt als im Jahr 2019.

Der Einzelhandel in Deutschland hat im Jahr 2020 nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) real (preisbereinigt) zwischen 3,9 Prozent und 4,3 Prozent sowie nominal (nicht preisbereinigt) zwischen 5,1 Prozent und 5,5 Prozent mehr umgesetzt als im Jahr 2019. Diese Schätzungen berücksichtigen den Lockdown in der zweiten Dezemberhälfte und die Einzelhandelsumsätze für die Monate Januar bis November 2020.

08.03.2021; Statistisches Bundesamt Wiesbaden; in: Pressemitteilung Nr. 002, von Freitag, 05.02.2021, mit dem Titel „Einzelhandelsumsatz im Jahr 2020 voraussichtlich 4,1 % höher als 2019“; https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/01/PD21_002_45212.html
Methodische Hinweise: Die Schätzung der nominalen und realen Jahresumsätze 2020 für den Einzelhandel sind durch zahlreiche Sonderentwicklungen aufgrund der Corona-Pandemie geprägt, sodass die Schätzungen mit größeren Unsicherheiten als in den Vorjahren behaftet sind. Sie berücksichtigen den voraussichtlichen Revisionsbedarf für die Berichtsmonate August bis einschließlich Dezember 2020 sowie die Umsatzsteigerungen und -einbußen in den einzelnen Branchen des Einzelhandels ab April 2020. Der Umsatz im Dezember 2020 wurde zuerst mithilfe einer Fortschreibung der Umsatzentwicklung in den Vormonaten ab Mai 2020 geschätzt und mit einem künstlichen neuronalen Netz sowie einem ARIMA-Modell evaluiert. Anschließend wurde diese erste Umsatzschätzung um die Umsatzeinbußen des stationären Einzelhandels mit Nicht-Lebensmitteln (ohne Tankstellen und Apotheken) aufgrund des Lockdowns ab dem 16. Dezember 2020 reduziert. Die zu erwartenden Umsatzeinbußen für diese Branchen wurden mithilfe von Eckdaten des Lockdowns im April 2020 und dem vermuteten Kaufverhalten der Bevölkerung im Dezember geschätzt und zur Hälfte bei den Schätzungen für den Dezember berücksichtigt (betrifft 12 von 25 Verkaufstagen). Weiterhin wurden bei der Umsatzobergrenze für den Dezember Kompensationskäufe durch 50 Prozent der durchschnittlichen monatlichen Umsatzsteigerungen des Internet- und Versandhandels im Zeitraum Mai bis einschließlich November 2020 berücksichtigt, bei der Umsatzuntergrenze für den Einzelhandel im Dezember 2020 dagegen nicht.

In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist von saisonalen Schwankungen unabhängig. In der Corona-Krise kann es durch die starken Rückgänge insbesondere im März/April 2020 und die sich seitdem einstellende Erholung zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen. Wichtig sind beide Betrachtungsweisen: Wie ist die konjunkturelle Entwicklung gemessen am Vormonats-/ Vorquartalsvergleich, und wie weit ist der Aufholprozess im Vergleich zum Vorjahresniveau? Um zusätzlich einen direkten Vergleich zum Vorkrisenniveau zu ermöglichen, wird bis auf Weiteres in allen Pressemitteilungen zu Konjunkturindikatoren, die kalender- und saisonbereinigt vorliegen, ein Vergleich zum Februar 2020 beziehungsweise zum 4. Quartal 2019 dargestellt.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge werden von den Autoren selbst verantwortet. Diese Beiträge geben die Meinung, Wertung, Darstellung des jeweiligen Autors wider. Ein solcher Beitrag gibt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. des Herausgebers wider.